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Vertrauensstudie 2022: Angst vor der Zukunft? Jugendliche zwischen gesunder Skepsis und gefährlicher Verschwörungsneigung, hg. von: Bepanthen Kinderförderung / Bayer Vital GmbH, o.O. (2022)

Die Studie ist bundesweit angelegt und umfasst drei Befragungsgruppen: Kinder von 6 – 11 Jahre, Jugendliche von 12 – 16 Jahre und deren Eltern. Die Studienergebnisse sind als Foliensatz veröffentlicht. 

Zentrale Aussagen der Studie zu den Jugendlichen sind:

„Das Leben von heranwachsenden Kindern und Jugendlichen ist durch eine totale Medialisierung der Gesellschaft geprägt. Wer will, holt sich mit wenigen Klicks tagesaktuelle Informationen über den Zustand der Welt. Aber Meldungen von Klimawandel und Armut, Fake News und Krieg können Angst machen und hinterlassen Spuren.

Jugendliche kennen Zweifel im Selbstvertrauen und blicken mit deutlichem Misstrauen auf andere. Bei etwa ein Drittel der Jugendlichen entwickelt sich daraus eine Anfälligkeit zur Verschwörungsneigung – de[r] Verdacht, dass Informationen öffentlicher Einrichtungen und Medien nicht zu vertrauen ist, weil diese die Wahrheit absichtlich verfremden und manipulieren.“ (S. 49)

Die Studie gibt Hinweise auf Themenfelder, denen Raum gegeben werden sollte, um Unsicherheiten, Ängste und Sorgen zu thematisieren, insbesondere solche, die sich auf gesellschaftliche Institutionen beziehen. Was die Studie allerdings in diesem Zusammenhang vermissen lässt, ist ein differenziertes Verständnis von Vertrauen.

Anthony Giddens hat in seiner Gesellschaftsanalyse herausgearbeitet, dass moderne Gesellschaften von komplexen Expertensystemen geprägt sind. Hierzu gehören die Medien, das Wissenschafts- und das Bildungssystem, die Politik und der Staat usw. Das Leben in einer modernen Gesellschaft basiert u.a. auf dem Vertrauen in diese Expertensysteme. Es ist nicht das gleiche Vertrauen wie in Personen. Denn es basiere, so Giddens, „nicht auf dem Glauben an die ‚‘moralische Rechtschaffenheit‘ (oder die guten Absichten)“ einer oder anderer Personen. Vertrauen in Expertensysteme basiere „auf dem Glauben an die Richtigkeit von Prinzipien, über die man nicht Bescheid weiß“. (Giddens 1997, S. 49)

Dieser Aspekt gehört unbedingt thematisiert im Rahmen politischer Bildung. Denn was erwarten Jugendliche heute, wie gesellschaftliche Expertensysteme Vertrauen erwerben können und wodurch sie es verlieren?

 – PDF online - https://www.bepanthen.de/sites/g/files/vrxlpx36091/files/2022-08/Bepanthen-Kinderfoerderung_Vertrauensstudie2022_Ergebnispr%C3%A4sentation.pdf  - 30.11.2022. 

Header: Foto © altmodern / iStock