Die Anzal-Brücke in Lalish (Nordirak), der heiligen Pilgerstätte der Êzîd*innen
(Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Anzal_Bridge_in_Lalish,_the_holiest_place_in_Ezidkhan_02.jpg)
Die Êzîd*innen (Jesid*innen) sind eine ethnisch-religiöse Minderheit, die ursprünglich aus den nördlichen Gebieten des Iraks und Syriens sowie aus dem Südosten der Türkei stammt. Ein Großteil der Êzîd*innen definiert sich als ethnische Kurd*innen; ein kleinerer Teil als eigene, unabhängige ethnische Volksgruppe. Aufgrund ihres êzîdischen (jesidischen) Glaubens wurden und werden Êzîd*innen bis heute vielfach verfolgt; zuletzt systematisch durch den Islamischen Staat (IS) im Nordirak.
Weltweit gibt es rund eine Million Êzîd*innen, von der die größte Diaspora mit ca. 150.000-200.000 Menschen in Deutschland lebt. Größere êzîdische Gemeinden sind in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bremen, Hamburg und Berlin zu finden. Hier sind sie teilweise dazu auf- und herausgefordert, ihre religiösen und kulturellen Traditionen, die nur mündlich überliefert sind, neuauszurichten. Denn als sich einst als exklusiv verstehende Minderheit sind Êzîd*innen nunmehr eine offene und aktiv den Dialog mit anderen Religionen suchende Glaubensgemeinschaft.
Êzîd*innen (Jesid*innen) fasten im Monat Dezember dreimal, bevor sie in der Woche vor der Wintersonnenwende ihren wichtigsten Feiertag, Îda Êzîd, feiern. Von jeweils Dienstag bis Donnerstag fasten sie drei Wochen lang zu Ehren verschiedener Heiliger: Vom 01.-03. Dezember haben sie zu Ehren Şêşims gefastet, vom 08.-10. Dezember zu Ehren der Familienheiligen und vom 15.-17. Dezember fasten sie zu Ehren Gottes. Die Fastentage werden jeweils mit einem Fest am folgenden Freitag beendet (Fest Şêşims, Fest Xûdan und Fest Êzî). Somit bildet Îda Êzîd den Höhepunkt der vorangegangenen Fastentage.
Îda Êzîd ist gleichzeitig das Fest zur Erschaffung der Erde. Denn nach êzîdischem (jesidischem) Glauben hat Gott die Engel geschaffen, die wiederum die Erde in sieben Tagen von Samstag bis Sonntag erschufen und von Dienstag bis Donnerstag fasteten und am Freitag die Schöpfung der Welt feierten.
Der Ursprung des Festes zu Ehren Gottes geht auf den Mithraismus zurück, der seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. im Römischen Reich verbreitet war und in dem die Sonne verehrt wurde. Deswegen nimmt die Sonne einen besonderen Stellenwert im Jesidentum ein, sodass sie als sichtbares Symbol Gottes verstanden wird. Aus diesem Grund findet das Fest Êzî zur Wintersonnenwende statt, um das Ende der langen Nächte und kurzen Tage zu feiern.
Quellen:
https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/filmbildung/270902/die-jesiden#fr-footnode4
http://eziden-niedersachsen.de/jesidische-feier-und-gedenktage-2020
https://kurdische-gemeinde.de/ida-ezi-das-yezidische-fest-zu-ehren-gottes/https://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden