Polarisierende Pädagogik? Ein Plädoyer für mehr Israel- und Palästina-Studien in der antisemitismus- und rassismuskritischen Bildung
Tom Khaled Würdemann / ufuq.de
Der Beitrag von Tom Würdemann thematisiert eine zentrale Lücke in der deutschen Bildungslandschaft: Die mangelnde Verknüpfung von nahostwissenschaftlicher Forschung und pädagogischer Arbeit zum Israel-Palästina-Konflikt.
Für die Praxis der Bildungsarbeit bedeutet das, dass häufig nur unzureichende oder einseitige Materialien zur Verfügung stünden, was das Risiko erhöhe, Vorurteile zu verstärken oder Konflikt- und Polarisierungstendenzen zu fördern. Würdemann plädiert daher für eine stärkere Vernetzung zwischen Wissenschaft und pädagogisch-bildnerischer Praxis, etwa durch den Aufbau von Netzwerken, Beiräten oder Konferenzen, um fundiertes, regionalspezifisches Wissen in die Bildungsarbeit zu integrieren. Ziel müsse es sein, eine faktenbasierte, ambivalente Darstellung des Konflikts zu vermitteln, die Empathie fördert, ohne in Parteinahme oder Dämonisierung zu verfallen.
Besonders wichtig ist Würdemann, dass eine solche wissenschaftlich fundierte Pädagogik nicht nur Fakten vermittelt, sondern auch die Fähigkeit zur kritischen Reflexion und zur Arbeit mit Ambivalenzen stärkt. Am Beispiel der „Apartheid“-Debatte versucht er aufzuzeigen, wie wichtig Differenzierung ist, um Polarisierung zu vermeiden und Toleranz zu fördern. Würdemann fordert, dass pädagogische Materialien die komplexen Realitäten beider Seiten abbilden und historische sowie aktuelle Ambivalenzen herausarbeiten müssen, um Vorurteile abzubauen und eine konstruktive Haltung zu entwickeln.