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Wie neutral sollen sich Fachkräfte der politischen Bildung verhalten?

Fachtagung in Berlin gab wichtige Impulse für eine wertebewusste Bildungsarbeit

„Wie neutral sollen sich Fachkräfte der politischen Bildung verhalten?“ Diese Fragestellung stand im Zentrum der Fachtagung Vorsicht! Unter Druck! Über Neutralität und Haltung in politischer Jugendbildung, die am Dienstag, den 12. August, und Mittwoch, den 13. August 2025, im Hans-Böckler-Haus in Berlin stattfand. Drei Weiterbildungsverbände – der Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben e.V., die Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland e.V. und der Deutsche Volkshochschulverband e.V. – hatten dazu Fachkräfte sowie Träger der Jugend- und Sozialarbeit in das DGB-Gewerkschaftshaus in Berlin eingeladen, um Strategien für den Bildungsbereich zu entwickeln, wie eine klare Haltung ohne Einschränkung des demokratischen Diskurses gezeigt werden kann.

Im Mittelpunkt des Beitrages „Neutralitätsgebot“ – ‚Maulkorb‘ für politische Bildungs- und Demokratiearbeit? von Prof. Dr. Friedhelm Hufen von der Universität Mainz stand die Fragestellung, wie das sogenannte „Neutralitätsgebot“ und seine Auswirkungen auf die Bildungsarbeit mit Jugendlichen einzuordnen ist. „Politische Bildung kann nie wirklich neutral sein“, betonte Hufen. Es gehe vielmehr um Chancengleichheit im politischen Wettbewerb. Weder das Neutralitätsgebot noch die Chancengleichheit der Parteien dürften die Offenheit des demokratischen Diskurses gefährden.

In einer zweiten Keynote beleuchtete der langjährige ARD-Korrespondent Dr. Jan-Christoph Kitzler aus dem Studio Tel Aviv in seinem Vortrag das Spannungsfeld journalistischer Standards und persönlicher Haltung anhand der Berichterstattung über den Nahostkonflikt. Er verwies auf das besondere Verhältnis zwischen Deutschland und Israel: Journalismus bewege sich in einem Spannungsfeld. Einerseits müsse über eine komplexe Gemeingelage angemessen berichtet werden, andererseits bestehe ein großer politischer und gesellschaftlicher Druck auf die Berichterstattung, mit dem umzugehen sei.

In praxisorientierten Workshops setzten sich anschließend die rund 60 Teilnehmenden mit konkreten Herausforderungen in ihrer Arbeit auseinander. Dabei wurden folgende Fragestellungen bearbeitet: Wie lässt sich Haltung zeigen, ohne in parteipolitische Nähe zu geraten? Welche Handlungssicherheit gibt das Recht? Und wie begegnet man dem wachsenden Druck von außen – sei es durch Medien, Politik oder Eltern?

Zum Abschluss der Tagung konnten die Veranstalter ein positives Resümee ziehen: Die verschiedenen Impulse aus Wissenschaft, Politik und Praxis sowie die spannenden Diskurse der Teilnehmenden haben gezeigt, dass es möglich ist, im Sinne des Beutelsbacher Konsens vielfältige Bildungsarbeit mit Haltung zu gestalten.

Dr. Jan-Christoph Kitzler vom ARD-Team Tel Aviv. Sein Vortagsthema: „Der Nahostkonflikt – Darstellung eines emotionalisierten und kontroversen Themas unter Berücksichtigung journalistischer Standards und persönlicher Haltung“.
Dr. Jan-Christoph Kitzler vom ARD-Team Tel Aviv